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Kompression im Sport – Alles, was du wissen musst
Teil 2: Die Produktion mit Produktmanager Moritz Rahn
Dr. Casper Grim zeigte im ersten Teil von „Kompression im Sport“, wie gezielte Kompression durch optimierte Blutzirkulation, verbesserte Stabilität und schnellere Regeneration sportliche Höchstleistungen unterstützen kann. In Teil 2 soll es jetzt um die Produktion dieser High-Performance-Produkte gehen. Bauerfeind Sports Produktmanager Moritz Rahn gibt uns einen detaillierten Einblick in die Prozesse und Besonderheiten bei der Entwicklung und Herstellung von Kompressionsprodukten.
Fragen- und Inhaltsverzeichnis
- Kannst du dich zunächst kurz vorstellen und uns etwas zu deinem Werdegang erzählen?
- Was genau machst du als Produktmanager bei Bauerfeind Sports?
- Und wie sieht es mit deinem privaten Sportengagement aus? Nutzt du auch persönlich Bauerfeind Sports Produkte?
- Wie beginnt eigentlich eine Produktentwicklung für Bauerfeind Sports?
- Und wer entscheidet am Ende, was umgesetzt wird aus diesem Pool an Themen?
- Wie lange dauert denn ein solcher Entwicklungsprozess?
- Welche Rolle spielen Materialauswahl und Passform in diesem Zusammenhang?
- Wie werden Prototypen in diesem Entwicklungszyklus getestet und optimiert?
- Welche Rolle spielt das Design im Produktionsprozess?
- Wie differenziert ihr im Design zwischen medizinischer und sportlicher Anwendung?
- Welche speziellen Fertigungsverfahren gibt es für Kompressionsprodukte und wie unterscheiden sie sich?
- Was muss in der Produktion besonders beachtet werden?
- Abschließend: Welche Trends und Herausforderungen siehst du aktuell in der Branche?

Moritz Rahn: Gerne. Ich bin Moritz Rahn, Produktmanager bei Bauerfeind Sports. Meinen ersten Bildungs-Abschluss habe ich in Eisenach gemacht und anschließend Sportmanagement sowie Wirtschaftswissenschaften in Jena studiert. Während meines Studiums absolvierte ich ein Praktikum bei Bauerfeind. Danach arbeitete ich als Werkstudent hier und schrieb meine Bachelorarbeit bei Bauerfeind Sports. Das hat letztlich den Weg in meine derzeitige Position geebnet.
Moritz Rahn: Meine Tätigkeit gliedert sich im Wesentlichen in zwei verschiedene Bereiche: Zum einen bin ich im Projektmanagement aktiv und fokussiere mich auf die Entwicklung neuer Produkte, zum anderen betreue ich unsere Bestandsprodukte und sorge dafür, dass sie stets auf dem neuesten Stand bleiben.
„Unsere Kompressionsprodukte gehen einen langen Weg, von der Idee bis zur Endfertigung. Wir wollen damit für die bestmögliche Wirkung, Qualität aber auch ein ansprechendes Design sorgen.“
Und wie sieht es mit deinem privaten Sportengagement aus? Nutzt du auch persönlich Bauerfeind Sports Produkte?
Moritz Rahn: Auf jeden Fall! Sportlich bin ich sehr vielseitig aktiv. Ich spiele Handball, gehe laufen, fahre Rennrad und spiele auch Tennis. Bei meinen zahlreichen Sportarten greife ich tatsächlich nahezu auf alle Produkte von Bauerfeind Sports zurück. Meine beiden am häufigsten getragenen Produkte sind die Sports Knee Support, weil sie mich immer super unterstützt und die Outdoor Merino Socks, weil ich sie das ganze Jahr über bei allen möglichen Aktivitäten tragen kann.
Lass uns nun tiefer in den Bereich Produktentwicklung und -technologie eintauchen. Wie beginnt eigentlich eine Produktentwicklung für Bauerfeind Sports?
Moritz Rahn: Der Entwicklungsprozess startet in der Regel mit der Erkennung eines Bedarfs von Sportlerinnen und Sportlern. Im Anschluss folgen dann folgen intensive Marktrecherchen und Analysen. Unser Team besteht überwiegend aus sportbegeisterten Kollegen, die zusätzlich ihre eigenen Erfahrungen sowie Beobachtungen einbringen. Ergänzt wird diese Herangehensweise durch aktuelle Studien und Trendanalysen. Auch andere Abteilungen unterstützen uns mit wissenschaftlichen Fakten und Analysen, sodass wir zwischen unterschiedlichen Anforderungen, differenzieren können. Beispielsweise Laufen versus Wandern, da gibt es schon unterschiedliche Anforderungen bei der Materialwahl (Naturfasern vs. Kunstfaser).
Und wer entscheidet am Ende, was umgesetzt wird aus diesem Pool an Themen?
Moritz Rahn: Das ist immer eine Gruppenentscheidung, basierend auf den vielen unterschiedlichen Informationen. Wir versuchen bei der Entscheidung immer auf die aktuellen und spezifischen Bedürfnissen der Sportler einzugehen. Was zugegebenermaßen nicht immer ganz leicht ist. Wir Blicken bei den Prozessen aber auch über den Tellerrand hinaus und wagen den Blick in Nischenbereiche.
Welche Rolle spielen Materialauswahl und Passform in diesem Zusammenhang?
Moritz Rahn: Beide Faktoren sind essenziell. Das Material wird anhand der Anforderungen der jeweiligen Sportart und Zielgruppe ausgewählt. Läufer haben andere Bedürfnisse als beispielsweise Teamsportler, bei denen der Kontakt zu anderen Elementen intensiver ist. Unsere jahrelange Erfahrung und umfangreiche Messdaten ermöglichen es uns, die Passform präzise abzuschätzen und situativ an die jeweiligen Anforderungen anzupassen. Kompressionsprodukte können nur dann optimal wirken, wenn sie ideal passen und sitzen.
Wie werden Prototypen in diesem Entwicklungszyklus getestet und optimiert?
Moritz Rahn: Entlang des gesamten Prozesses führen wir zahlreiche Tests durch. Neben der vielen Qualitätstestungen sind die Tragetests sicher die bedeutendsten entlang einer Entwicklung. Je näher ein Produkt an die Serienreife rückt, desto größer werden die Testgruppen. Am Ende testen mehrere dutzend Personen die Produkte. Darunter sind Profisportler und Experten wie Vertreter des deutschen Skilehrerverbands oder die Hahner Twins bei der Entwicklung unserer Trail Run Socke.
Kommen wir nun zum Thema Design und Innovation. Welche Rolle spielt das Design im Produktionsprozess?
Moritz Rahn: Unser Ansatz lautet grundsätzlich: „Form follows function“. Die Funktionalität steht an erster Stelle. Dennoch spielt auch das Design eine maßgebliche Rolle. Es unterstreicht die Funktionalität optisch und verleiht unseren Produkten zudem einen ansprechenden Lifestyle-Charakter, ohne dass es am Ende wie ein Mode-Accessoire aussieht. Wir arbeiten eng mit renommierten Designern zusammen, die mit ihrem Input wichtige Impulse liefern, auch wenn nicht jede Idee direkt umsetzbar ist.
Und wie differenziert ihr im Design zwischen medizinischer und sportlicher Anwendung?
Moritz Rahn: Es ist richtig, dass wir sowohl Medizinprodukte als auch Nicht-Medizinprodukte anbieten. Wie zuvor beschrieben, versuchen wir die Funktion des Produktes auch im Design darzustellen. So soll der Look unserer Bandagen eher Stabilität kommunizieren, während dessen das Design unserer Socken stärker den Performancecharakter widerspiegeln sollen. Trotz dessen ist uns wichtig, dass die Produkte eine ähnliche Sprache sprechen und man erkennt, dass sie zusammen ein gemeinsames Portfolio bilden.

Welche speziellen Fertigungsverfahren gibt es für Kompressionsprodukte und wie unterscheiden sie sich?
Moritz Rahn: Wir unterscheiden grundsätzlich zwischen Flach- und Rundstrick. Bandagen, die eine anatomische Passform erfordern, werden meist im Flachstrickverfahren hergestellt, während rundgestrickte Bandagen nahtlos gefertigt werden. Socken und Sleeves werden ausschließlich im Rundstrick produziert.
Was muss in der Produktion besonders beachtet werden?
Moritz Rahn: Moritz Rahn: Hier spielen drei Faktoren eine zentrale Rolle: die Qualität der Rohstoffe, die Sorgfalt der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Feinabstimmung der Produktionsanlagen. Also zusammengefasst: Mensch, Maschine und Material. Sobald einer dieser Faktoren nicht den hohen Standards entspricht, leidet die Gesamtqualität. Deshalb setzen wir auf eine dauerhafte Qualitätssicherung.
Abschließend: Welche Trends und Herausforderungen siehst du aktuell in der Branche?
Moritz Rahn: Ein klarer Trend ist die Individualisierung der Produkte, vor allem im Profisport. Das erreichen wir durch ein äußerst detailliertes Größensystem. Gleichzeitig liegt eine große Herausforderung und Chance in der Nachhaltigkeit. Wir erfüllen bereits viele Kriterien, beispielsweise durch langlebige Qualitätsmaterialien und„ in Germany“. Wir arbeiten kontinuierlich daran, unsere Produkte weiterzuentwickeln und dahingehend noch besser zu machen.
Vielen Dank für diesen tiefgehenden Einblick, Moritz. Es ist beeindruckend zu sehen, wie viel Fachwissen und Detailarbeit in die Entwicklung eurer Kompressionsartikel einfließt.
Im dritten und letzten Teil unserer Serie Kompression im Sport gehen wir in die Praxis und sprechen mit Profiläufer Hendrik Pfeiffer. Wir wollen herausfinden, welchen Vorteil professionelle Athleten in Kompressionsprodukten sehen.